Wenn ich heute mal in meinen alten HERMES-Taschenkalender aus dem Jahr 1990 blättere, dann ist unter dem Datum vom 1. Juli nur der kurze Eintrag:
Währungsunion, Geld abholen
zu finden.
Im Prinzip musste man als DDR-Bürger einfach vorher die Umtauschsumme auf ein Konto eines DDR-Geldinstituts (Sparkasse, Postbank) in Mark der DDR einzahlen und konnte sie dann ab dem 1. Juli 1990 in Deutscher Mark wieder abheben.
1. Die ,,Alu-Chips“
Da hab ich doch noch was … das typische DDR-Geld sah etwa so aus:
Die Umlaufmünzen der DDR waren werkstofftechnisch gesehen aus einer Aluminium-Magnesium-Legierung AlMg3 hergestellt worden. Die unterschiedlichen Färbungen älterer Pfennig-Münzen (zum Beispiel das Pfennig-Stück von 1949) weisen aber darauf hin, dass in den Anfangsjahren auch andere Legierungs-Zusammensetzungen verwendet worden waren.
Ab dem Jahr 1969 kamen zwei sichtbare Material-Abweichungen vom „Alu-Geld“ hinzu:
– Die Münze zu 20 Pfennig bestand aus der Messing-Legierung CuZn37. Sie war mit 5,4 Gramm deutlich schwerer als die bisher verwendeten AlMg3-Münzen (die 2 Mark-Münze wog nur 3,0 g) und wurde deshalb vor allem für Münzautomaten, z.B. für öffentliche Fernsprech-Telefone verwendet.
– Und zum 20. Jahrestag der DDR wurde eine 5 Mark-Gedenkmünze aus der Kupfer-Nickel-Legierung CuNi10 herausgegeben. Wegen der sehr großen ausgegebenen Stückzahl war sie faktisch auch eine Umlaufmünze.
Die größeren Münzen mit der DM-Bezeichnung wurden ab November 1978 durch 1 bzw. 2 Mark ersetzt. Vereinzelt waren alte DM-Münzen auch noch bis 1990 im Umlauf, siehe 2 DM-Münze auf dem Bild oben.
Mit der Währungsunion am 1. Juli 1990 wurde die Mark der DDR von der Deutschen Mark abgelöst. Die Münzen von 1Pf bis 50Pf waren jedoch auch über das Ende der DDR hinaus bis zum 30. Juni 1991 noch gültiges Zahlungsmittel (wegen mangelndem Kleingeld im Gebiet der ehemaligen DDR).
2. Umstellungsprozedur
Nach den erst Mitte Mai 1990 veröffentlichten ,,Bestimmungen über die Währungsunion und über die Währungsumstellung“ konnten wir unser DDR-Bargeld auf unser Konto bei der Sparkasse und der Post-Sparkasse bis zum 6. Juli 1990 einzahlen. Als Erwachsene hätten wir pro Person je 4.000 Mark der DDR zum Umtauschkurs von 1 : 1 in D-Mark über das Konto umtauschen können und zusammen mit unserem Sohn (14) weitere 2.000 DDR-Mark. Darüber hinaus gehende Summen wären zum Kurs 2 : 1 getauscht worden. Das war aber für uns kein Problem, da wir gerade mal so die Hälfte zusammenbekommen hatten. Von Verwandten und Bekannten bekamen wir Anfragen, ob wir noch was ,,bunkern“ könnten. Es war doch erstaunlich, was manche so zu DDR-Zeiten an Geld zusammen bekommen hatten …
Der Geld-Tranfer war natürlich auch eine große logistische Herausforderung, ohne Frage. Am 6. Juni 1990 war dazu im ,,Sächsischen Tageblatt“, unserer damaligen Stamm-Zeitung, siehe auch Ausschnitt rechts, zu lesen:
,, … in Leipzig [wurde] die letzte der insgesamt 15 Filialen der Bundesbank auf dem Gebiet der DDR übergeben. Alle Vorbereitungen für die Währungsunion sind damit getroffen, das Geld ist für die Auszahlung … in den Tresoren eingelagert.“
Zum 1. Juli habe ich schließlich mein Konto bei der Post-Sparkasse de facto umstellen lassen, das sah dann (etwas aufgefüllt) rein formell und papiermäßig so aus:
Wenige Tage vor dem 1. Juli 1990 waren die Geschäfte mit Inventur, Ausverkauf und Neuauszeichnung der Waren beschäftigt.
3. der erste Umtauschtag
war auf den 1. Juli 1990 festgelegt worden, ein Sonntag.
Von Jubel, Trubel, Heiterkeit, wie seinerzeit (und auch heute noch zum Teil) zu lesen ist, war bei uns im Leipziger Osten an der ernst-Thälmann-Straße allerdings nicht viel zu hören und zu sehen.
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Wir wollten mit unseren beiden Kindern Anfang Juli in den Urlaub ins Erzgebirge fahren und benötigten dafür natürlich ein Urlaubs-Startkapital in D-Mark. Die Sparkassenfiliale in der Ernst-Thälmann-Str. 67 hatte an diesem Sonntag Sonder-Öffnungszeiten ab 10 Uhr. Gegen Mittag war es etwas ruhiger geworden und wir sind zum Geldholen gegangen.
Wie auf dem Bild zu sehen, wurde die Sparkasse sogar durch (Volks-)Polizei mit Kalaschnikow bewacht.
aufgenommen mit Exakta Varex VX, Carl Zeiss Jena Biotar 2.0/58 mm
auf ORWO s/w-Film NP22
und nun?
… auf in den Urlaub
aufgenommen mit Exakta Varex VX, Domiplan 50 mm
auf Farb-Negativfilm Konica SRG 100