Nachtrag(endes) zum Lichtfest 2019

Der neunte Oktober ist in diesem Jahr auf einen Mittwoch gefallen. Vor dreißig Jahren war der 9.10. ein Montag – genauer gesagt der entscheidende Demo-Montag des Jahres 1989 in Leipzig.

,,Jetzt oder nie – Demokratie!“ riefen damals die Leute auf dem Leipziger Ring.

Zum dreißigsten Jahrestag sollte laut Ankündigung der Stadt und der Leipziger Presse eine besondere Lichter-Show in der Innenstadt und auf dem Ring stattfinden.
Das wollten wir uns natürlich am Rande unseres persönlichen Erinnerungstages am Abend mit anschaun – auf zum Ring …
Für den Abend des 9. Oktober 2019 war vom derzeitigen OBM Jung unter dem Motto „Herbst 89 – Aufbruch zur Demokratie“ eine multivalente Licht-Ton-Video-Installation in der Innenstadt und über den gesamten Innenstadtring angekündigt worden. Dafür hatte der Veranstalter, die Leipzig Tourismus und Marketing GmbH, in Zusammenarbeit mit der Wiener Künstlerin Victoria Coeln ein  auf Partizipation basierendes Konzept entwickelt. [Quelle #1]

Das klingt natürlich vielverheißend und wir waren gespannt ob und was man da so sehen, hören und erleben könnte.

Weil an diesem Abend der gesamte Innenstadtring für den Verkehr gesperrt war, fuhren kaum noch Straßenbahnen. Und die, die fuhren, waren auf ganz anderen Strecken unterwegs als sonst üblich. Sie meinen, das war ja fast wie im Berufsverkehr …  😉  😉  😉
Gemäß Auskunft der LVB-App ,,EasyGo“ sind wir mit der Linie ,,15″ bis zur End-Haltestelle Härtelstraße gefahren, siehe Plan links, ganz unten. Dort gab es an diesem Abend sogar ein Gleisdreieck zum Wenden (am ,,Wende-Tag“).
Über Grünewaldstraße und Roßplatz sind wir in Richtung Gewandhaus / Augustusplatz gelaufen.

Unterwegs gab es auch Personenkontrollen, aber außer dem Fotoapparat hatte ich ja nichts ,,Verdächtiges“ dabei.

Zu den Fotopositionen, die ich im Zeitraum von 19:27 bis 20:17 Uhr unter Nutzung der Nachtaufnahmefunktion meiner Sony A57 aufgenommen habe:

Foto 1    Blick vom Roßplatz nach Nordosten in Richtung Grimmaischer Steinweg zum Europahaus und R.-Hotel (Bild rechts).
Das Europahaus wurde mit einem blau-roten Netzmuster angestrahlt.
Gegen halb Acht fing es an diesem Abend an zu regnen. Wir konnten uns aber gerade noch rechtzeitig vorm Gewandhaus unterstellen. Zum Glück hatte in der Grimmaischen Straße ein Drogeriemarkt geöffnet, in dem wir anschließend für wenig Geld einen kleinen türkisfarbenen Schirm erwerben konnten. Damit kamen wir zu …

Foto 2 und 3   vom Standort Nikolai-Kirchhof mit Blick nach Süden auf die Nikolaikirche aufgenommen.
Die Nikolaikirche in rot getaucht mit weißem Strahlennetz auf dem linken Bild – sollen da ,,Rote“ eingefangen werden? Da finde ich das Bild auf der rechten Seite interessanter. Durch die Kirchenfenster hindurch kann man die Palmenblätter am Altarraum sehen, ein richtiger schöner ,,Licht-Blick“ – meine ich.

Durch die Ritterstraße sind wir anschließend zum Leipziger Hauptbahnhof weiter gelaufen und kommen dort zum …

Foto 4   Blick von der Westseite des Bahnhofs-Vorplatzes in Richtung Osten zur Wintergartenstraße und dem ,,WIGA“-Wohnhochhaus.
Auf dem aktuellen Bild (unten links) kann man verschieden Lichtornamente auf der Südseite des Hochhauses erkennen. Und man kann über den bunten Schirmen auch gut den strömenden Regen sehen.

Das historische Bild (oben rechts) von fast der gleichen Position aus fotografiert, habe ich aus meinem Beitrag zur Montagsdemo, 23. Oktober ’89 entnommen.
Über die Gerberstraße und den Tröndlinring kamen wir damals und auch heute zu …

Foto 5   Blick nach Westen zur Reformierten Kirche (Bild unten, auf der linken Seite). Die Reformierte Kirche ist in einem weißen Lichtnetz gefangen. Davor ist ein Schild mit einer ,,15″ zusehen. Das könnte auf eine Installation Nr. 15 hinweisen. Allerdings fragten wir uns, wo die vielen Installationen  von 1 bis 14 gewesen sein sollten – da war nicht immer was zu sehen gewesen …?
Am Goerdelerring um die Ecke geht’s in Richtung Dittrichring zu …

Foto 6 dem ehemaligen Stasi-Gebäude an der ,,Runden Ecke“, hier (oben auf dem rechten Bild) mit Blick nach Osten zum mit einem Licht-Gitter und roten Vorhängen versehenen goldenen Haupteingang. Damals vor dreißig Jahren gab es an dieser Stelle immer ein gellendes Pfeifkonzert vor verdunkelten Fenstern. Was mag sich da die Wiener Künstlerin heute bei ihrer Installation gedacht haben?
Von der gleichen Fotoposition nach rechts geschaut kommen wir zum …

Foto 7   Blick zum Schauspielhaus, Dittrichring/ Ecke Bosestraße (unten, linkes Bild), mit weißen Mustern angestrahlt.
Hier auf dem Bild ist auch zu sehen, dass nicht der ganze Ring mit Lichtinstallationen versehen war. Zwischendurch gab’s auch immer mal dunkle Stellen. Meine letztes …

Foto 8   habe ich etwa 150 m weiter in südlicher Richtung an der Ecke Dittrichring/ Thomas-Kirchhof aufgenommen. Darauf ist eine grün gefärbte Fassade der Thomaskirche mit weißen Licht-Mustern und oben einem weißen Bild vom Altarraum zu sehen.

Über den Martin-Luther-Ring und Roßplatz sind wir wieder zur Straßenbahn-Haltestelle an der Härtelstraße gelangt und mit der ,,15″ wieder nach Hause gefahren.

Kritik:   Eigentlich sollte laut den hier genannten Quellen #1 bis #3 an diesem Tag eine Licht-Ton-Installation den ganzen Ring umspannen, den Ring zum Lichtweg, zum „Lichtring“ machen.
Zitat: Am 9. Oktober 2019 gestaltet Künstlerin Victoria Coeln die historische Demonstrationsstrecke mit Licht. Dafür verwendet sie eine ausdrucksstarke, vielfältige Bildsprache. Bild- und Videomaterial überlagern Fassaden und Räume vielschichtig. An ausgewählten Standorten ergänzen Klangcollagen den visuellen Ansatz. Mit ihrer Installation verbindet die Künstlerin ein ganz besonderes Anliegen: ,,Ich würde mir wünschen, dass das Licht am 9. Oktober nur Mittel zum Zweck und das Leuchten in den Augen der Teilnehmenden zum eigentlichen Lichtfest wird. Die Sprache des Lichts beinhaltet die großartige Möglichkeit, dem Bedrohlichen, den Schatten und Unschärfen mit dem Hellen, Warmen, Hoffnungsvollen zu begegnen.“

Das konnten wir nicht überall nachvollziehen. Vielleicht lag’s am Regenwetter?

Licht: teilweise zu sehen, aber beim besten Willen nicht selbsterklärend.
Video: wo bitteschön sollte das gewesen sein?
Akustik: nur an wenigen Stelle zu hören, dabei zu leise.

Das war ingesamt nicht so der Bringer, da machen andere Städte wie Berlin (etwa zur gleichen Zeit) professionellere und bessere Licht-Shows!


Quellenangaben:

Quelle #1:   Entlang des gesamten Leipziger Innenstadtrings, online unter https://www.lichtfest.leipziger-freiheit.de/programm-2019.html
bzw. https://www.lichtfest.leipziger-freiheit.de/files/lichtfest/Programm/K%C3%BCnstlerbiografien_Sound%20final.pdf
bzw. https://www.leipzig.de/news/news/30-jahre-friedliche-revolution-leipzig-feiert-am-9-oktober-2019/

Quelle #2:   Leipziger Blätter Nr. 75 (Herbst 2019), Kulturstiftung Leipzig 2019, S. 4 – 8, Heike Sütter: Licht-Raum-Forschungen

Quelle #3:   Leipziger Volkszeitung vom 10.10.2019

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