Archiv-Tag

Heute erscheint hier auf ,,wortblende“ der 300. Beitrag.

Aus diesem Anlass und weil letztlich am 7. März der bundesweite Tag der Archive stattgefunden hatte, möchte ich heute zu einem kleinen virtuellen Rundgang durch mein Stadtgeschichts-Archiv einladen.

Hereinspaziert bitte schön und hier geht’s lang …

…also, zuerst schaun wir uns mal im Bücherregal um.

Die Leipziger Kalender stammen zum Teil noch von meinem Großvaters Gerhard Stein, der in Leipzig als Stadtbaumeister tätig war und dem ich eine ganze Reihe alter Stadtpläne, Wanderführer und Bücher verdanke. Ja, auch die Ausflugs- und Wanderführer von Eduard Gaebler aus der Neustädter Straße im Leipziger Osten. Natürlich habe ich auch ein paar Standardquellen zur Geschichte des 19. Jahrhunderts wie den ,,Osterhammel„, (auch) ein faszinierender Ausflugsführer …

Und eine Etage darunter stehen meine Standard-Ordner mit der Sammlung von Artikeln, Karten und Bildern zu Leipzig-Neustadt und L.-Neuschönefeld. Auch meine Vorlesungs-Mitschriften aus dem ,,Historischen Seminar“ an der Uni Leipzig bei Prof. Brunner und die Belegexemplare von stadtgeschichtlichen Praktikumsarbeiten Leipziger Studenten, die ich teilweise betreut hatte, sind hier zu sehen.

Im Regal (rechtes Bild) möchte ich auf folgende Bücher verweisen:

  • Hocquél: Leipzig, Baumeister und Bauten, der im Jahr 1990 im Tourist-Verlag Berlin/Leipzig erschienen war,
  • die vom Sächsischen Pestalozzi-Vereine herausgegebenen Bunte Bilder aus dem Sachsenlande, 1. Band in Kommission bei Julius Klinkhardt, Leipzig 1896 (aus dem Besitz meiner Großmutter Luise Stein, geb. Richter) und
  • Leo Woerl: das Königreich Sachsen in Wort und Bild, Woerl’s Reisebücher Verlag, Leipzig aus dem Jahr 1906, ,,Seiner Majestät Friedrich August III. König von Sachsen in tiefster Ehrfurcht gewidmet.“ – wie es im Vorspann heißt (das Buch gehörte meinem Großvater Gerhard Stein).

Als Zweites möchte ich einen Teil meiner Kartensammlung vorstellen.
Meine älteste Karte ist eine Post- und Eisenbahn-Reisekarte von Deutschland aus dem Jahr 1850, siehe unten links. Das ist eine große Faltkarte mit grünem Schleifenband und auf der Innenseite mit vielen (damals hilfreichen) Hinweisen. Dazu zählen die Wechselkurse der bekannten Gold- und Silbermünzen – wichtig, weil man ja in jedem Land, auch innerhalb Deutschlands, andere Währungen hatte, also ständig tauschen musste. Und es gibt für die bestehenden, noch überschaubar wenigen, Eisenbahnstrecken auch Angaben zu Fahrzeit: von Leipzig nach Dresden z.B. 3 Stunden Fahrzeit oder nach Berlin 7 Stunden und 30 Minuten. Na, da sind wir doch heute etwas schneller unterwegs 😉  😉

Meine Frau und ich haben eine ganze Reihe von Atlanten, auch ältere. Der älteste ist Richard Andree’s Allgemeiner Handatlas von 1881 vom Verlag Velhagen & Klasing, Bielefeld und Leipzig. Der Name Handatlas bedeutet, dass man ihn gerade noch so mit den Händen aufschlagen kann: er ist 41,5 cm hoch und 30 cm quer und wiegt sicher um die 5 kg. Mein Großvater hat in diesem Atlas einen interessanten Bleistift-Eintrag zu einer ,,Eisenbahnfahrt nach Frankfurt zum XI. Deutschen Turnfest 18.-22. Juli 1908“ hinterlassen. Das galt damals sicher als ,,Weltreise“.

Im Zusammenhang mit Landkarten und Atlanten kann ich auch eine ganze Reihe von Leipziger Stadtplänen vorzeigen. Stellvertretend hier (links unten) ein sehr detailliert gezeichneter Stadtplan von Leipzig aus dem Büro des Tiefbauamtes, in dem mein Großvater beschäftigt war. Ihm habe ich auch gleichartig detaillierte Pläne aus den Jahren 1908, 1912, 1919 und 1929 zu verdanken.
Dazu kommen noch eine ganze Reihe von Stadtplänen: unten rechts als Beispiel vom ersten Stadtplan nach dem 2. Weltkrieg aus dem Jahr 1947 bis zu einem ,,Hekosyn“-Exemplar (wasserabweisend beschichtet) aus dem Jahr 1973. Das ist auch eine interessante Zeitreisen, insbesondere auf den jeweils enthaltenen Straßenplanlinien-Übersichtsplänen. Was es da so an Liniennummern und -verläufen gab – kaum zu glauben!

Als nächstes kommen wir in die Zeitungs- und Zeitschriften-Archiv. Hier exemplarisch als Original zu sehen (links unten) eine nicht mehr sehr gut erhaltene ,,Leipziger Zeitung“ aus dem Jahr 1894, die nur sehr vorsichtig mit Fingerspitzen geblättert werden darf, sonst zerbröselt sie auf der Stelle. Rechts einige der ersten Leipziger Nachkriegszeitungen, in Form eines vom sowjetischen Militär-Kommandanten genehmigten Informationsblattes und die ersten ,,Zeitungen“ aus dem Jahr 1946. Das hier nur als Anschauungsmaterial; im Archiv gibt es natürlich auch noch Flugblätter vom ,,Schopper-Prolet“ aus den 1930er Jahren, das Parteiorgan ,,Neues Deutschland“ aus der Zeit um den 17. Juni 1953 und Zeitungen aus der Wendezeit 1989.

Bevor ich zu den eigenen Fotos komme, hier noch ein kleiner Einblick in Bücher mit Postkarten-Ansichten:

Links ein Album von Leipzig aus dem Verlag C. Haase, Leipzig (etwa 1900 erschienen) mit Postkarten-Ansichten von Leipziger Gebäuden, z.B. dem ,,Schloss Pleissenburg„, des Schinkel-Uni-Gebäudes und dem Lutherdenkmal an der Johanniskirche. Und auf der rechten Seite eine kleine Auswahl von kleinen Büchern mit alten Leipziger Ansichtskarten. Allerdings ist der Leipziger Osten bisher meines Erachtens noch nicht in bisher erschienenen Ansichtskarten-Büchern vertreten gewesen – obwohl es natürlich auch jede Menge Ansichtskarten gab. Eine Marktlücke?!

Aber jetzt zum Foto-Archiv. Kurz gesagt: es gibt im Archiv ca. 30.000 Fotovorlagen, als Schwarz/Weiß-Negative, Farb-Negative und gerahmte Farb-Dias. Bis zum Jahr 1990 habe ich etwa 350 S/W-Filme aufgenommen, selbst entwickelt und vergrößert. Auf dem linken Bild sind die Archiv-Schachteln mit archivierten Filmstreifen und Filmdosen zu sehen. Von diesen Aufnahmen habe ich bisher rund 1.600 S/W- und 500 Farbvorlagen eingescannt. Datengesichert befinden sie sich auf solchen externen SSD-Festplatten wie rechts unten abgebildet (P wie Photo).

Die SSD-Festplatte mit der Kennzeichnung ,,Z“ beinhaltet mein zeitgeschichtliches Daten-Archiv. Darunter auch die hier im Blog recherchierten Themen mit allen Bildern und Textstellen. Oft war davon ja nur ein Teil hier im Blog-Beitrag zu sehen. Nebenbei erwähnt ist der Blog ,,wortblende“ ja auch ein (öffentlicher) Teil meines Archiv.

Eine besondere Rolle in meinem Archiv spielt auch das Neustädter Markt-Journal. Dort kann ich fast alle Hefte ab Nr. 1 vom September 1991 vorweisen.
Im Heft 1 hieß es:

,,Der Neustädter Markt hat ab heute sein eigenes Wohngebietsjournal.. Ein Heft, geboren in einem noch tristen, abgewirtschafteten und grauer Viertel, soll es den Weg über die Sanierung des Neustädter Markt bis zum Wohlfühlviertel mit tatsächlichen Wohn- und Lebenswerten in allen etappen begleiten Und vielleicht auch noch darüber hinaus.

Ein schönes Schlusswort. Damit möchte ich den heutigen Archiv-Rundgang beenden.
Vielleicht sehen wir uns dann demnächst wieder bei einem Stadtteil-Rundgang oder hier beim nächsten Blog-Beitrag über stadtgeschichtliche Themen im Leipziger Osten.


Literatur- und Quellenverzeichnis ist jeweils im Text enthalten, alle Bilder sind von mir aufgenommen.

2 Gedanken zu “Archiv-Tag

  1. Hallo Herr Stein,
    haben Sie vielen Dank für Ihre Informationen mit den schönen(alten) Bildern hier – passen Sie auf sich und Ihre Angehörigen auf, bleiben Sie gesund und ich freue mich schon auf die nächsten Ausgaben von Ihnen hier 🙂

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  2. Hallo,
    Das ist Wahnsinn. Ich bekomme gleich Tränen in den Augen. Ich bin begeistert. Ich kenne es aus dem Studium sehr gut im Archiv zu sein. Aber ihre Sammlung hat so viel Seele. Toll.
    Liebe Grüße
    Katrin

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