Leipzig, Baustelle Ernst-Thälmann-Straße, 1990

Baust.EThStr_1990Zum Ende der DDR waren Straßenzustand und Bahnschienen auf der Ernst-Thälmann-Straße im Leipziger Osten total marode,  weil kaum noch Mittel für Erhalt oder gar Erneuerung verfügbar waren (zumindest nicht in Leipzig). Das haben wir auch von unserer Wohnung in der Neustädter Straße aus gespürt. Tagsüber ratterten damals die Tatra-Bahnen der Linien 2, 13, 17, 27, 33 und 37 im 2 bis 3 minütigem Abstand  vorbei. Da unser Schlafzimmer keine Doppelfenster hatte, wurden wir  bereits in früher Stunde von den ersten Bahnen wach gerüttelt – zum Glück fuhren da die Bahnen seltener …
Im Frühjahr 1990 war die Sanierung des vorderen Teiles der Ernst-Thälmann-Straße eins der vordringlichsten Straßenbau-Projekte in Leipzig: im Abschnitt zwischen Listplatz und Hermann-Liebmann-Straße wurden auf 800 m Straße und Schienen aufwendig saniert. Wenn man auf das Verkehrszeichen-Bild (rechts) klickt, dann kann man einen Straßenblick vom Mai 1990 sehen.

Auf der rechten Straßenseite die Neustädter Bebauung mit den ungeraden Zahlen vom Eckhaus an der Hermann-Liebmann-Straße mit der Bezeichnung Ernst-Thälmann-Straße Nr. 79 bis zum Listplatz und
auf der linken Straßenseite die Neuschönefelder bzw. ab der Melanchtonstraße die Reudnitzer Bebauung, die geraden Nummern, beginnend am linken Bildrand mit dem Haus Nr. 80.

Auf der linken Straßenseite gab es damals bereits ein paar (wenige) Baulücken, siehe auch Beitrag aus dem Jahr 1980 – heute ist es dort sehr übersichtlich geworden 😉

Hier anschließend noch ein paar Detailbilder:
oben links: auf dem Bild vom Mai 1990 kann man die Gewölbedecke der Entwässerungs-Wölbleitung (Höhe 1,30 m, Breite 0,85 m) unter der stadteinwärtigen rechten Straßenseite nach einem Projekt aus dem Jahr 1885 erkennen, im Hintergrund das ,,Eiscafé Adria“ Nr. 60, Das Haus Nr. 58 mit ,,Uhren-Albert“ wurde bereits im Januar 1989 abgerissen (Bauzaun).
oben rechts: Baustellenbild Ernst-Thälmann-Straße mit Kino Wintergarten (bereits seit mindestens einem Jahr geschlossen) und Broiler-Bar Ost beides Nr. 56, nach der Einmündung der Melchiorstraße steht noch das Haus Nr. 54, die Nr. 50 und Nr. 48 sind auch bereits im Frühjahr 1987 abgerissen worden. Der Blick reicht nach dem Otto-Runki-Platz bis hinter zur Tachentuchdiele Nr. 30 und dem großen Wohnhaus Nr. 22 mit der Sternburg-Reklame.
aufgenommen mit: Exakta Varex VX / Weitwinkel Lydith bzw. Tele Orestor auf ORWO-sw-Film NP27

Baust.EThStr_1990c Baust.EThStr_1990b
histL_08 90-09_33d

unten links: geschlossene Eingangstür vom Wintergarten-Kino ,,Wieso repariert mich von Innen u. Außen keiner?“, ,, HELFT MIR!“ – zum Nachlesen: hier haben sich viele gegenseitig ausgebremst.
unten rechts: ein Bildausschnitt vom vorderen Teil der Ernst-Thälmann-Straße ab Nr. 30 ,,Taschentuchdiele“ bis zum Listplatz vom September 1990.
Dazu zwei Anmerkungen:
1. der Ortsteil Neuschönefeld reichte nur bis zur linken Straßenseite der Melanchtonstraße, weil dort die (auch heute noch überwölbte) Rietzschke die Gemeindegrenze zu Reudnitz bildete. Die Rietzschke quert an dieser Stelle die Ernst-Thälmann-Straße (Gewölbehöhe etwa 2,40 m und Breite von etwa 3m) und sorgte immer wieder für feuchte Keller in den Wohnhäusern dort)
2. Am Horizont, über dem Listplatz kann man gerade noch das Hotel ,,Merkur“ an der Gerberstraße ausmachen.
3. Die Ernst-Thälmann-Straße wurde am 19.11.1991 wieder in Eisenbahnstraße rückbenannt.

aufgenommen mit: Exakta Varex VX / Weitwinkel Lydith bzw. Tele Orestor auf ORWO-sw-Film NP20

2 Gedanken zu “Leipzig, Baustelle Ernst-Thälmann-Straße, 1990

  1. Man beachte auf dem ersten Bild die wunderbare Baustellenabsperrung: ein hüfthohes Einfahrt-verboten-Schild … Man vergleiche das mal mit heutigen Einzäunungen (so wie neulich in der Wurzner Str.)!

    Like

    • Hier muss ich mal korrigieren:
      auch in der StVO77 der DDR bedeutet das Schild Nr. 201 ,,Verkehrsverbot für alle Fahrzeuge“ mit rotem Kreisring auf weißem Grund. Das genannte Schild ,,Einfahrt verboten“ (Nr. 202) sieht anders aus, es hat einen weißen Balken auf roten Grund.
      Also stand auf der Kreuzung eine hüfthohe Nr. 201!
      In der Erläuterung der StVO steht: ,,Mit diesem Vorschriftszeichen wird grundsätzlich jeglicher Fahrverkehr in der so gekennzeichneten Straße (in beiden Richtungen) untersagt.“
      Grüße an alle Verkehrsfreunde von Harald.St.

      Like

Hinterlasse einen Kommentar

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..