Thälmann-/Ecke Liebmannstraße (Teil 2)

… neue Kreuzungsbilder

 Ende März 2017 gab es hier im Blog einen ersten Beitrag mit alten Bildern von der Kreuzung Thälmann-/Liebmannstraße, verbunden mit der Bitte zu weiterer Bildersuche.
Mit Erfolg – diesmal zwei Bilder mit Blickrichtung Volkmarsdorf, nebenstehend eine Übersichtsskizze mit den Foto-Standorten.

Die heute vorgestellten Bilder von der Kreuzung Ernst-Thälmann-/Ecke Hermann-Liebmann-Straße sind beide über 30 Jahre alt. Sie wurden in den Jahren 1970 bzw. 1987 aufgenommen wurden.

Foto 1

 Das erste Bild habe ich Anfang Oktober (2017) von Klaus Bernstein per e-Mail erhalten, er schrieb dazu:
,,Sie fragten …, ob es für diese Ecke noch richtige Fotobelege gibt. Bin mir nicht 100%-ig sicher, aber ich denke, das Foto im Anhang zeigt genau diese Ecke. … Entstanden ist es etwa 1970/71 mit einer Praktica TL. Die Aufnahmerichtung dürfte wohl stadtauswärts sein.“

Ja, das stimmt genau. Wenn man sich das Menschengetümmel, die warme Kleidung und die Beflaggung der Geschäfte an dieser Straßenkreuzung so anschaut, dann kommt bei mir der Verdacht auf, dass es sich um ein Bild handelt, dass zur Zeit der Leipziger Frühjahrsmesse aufgenommen wurde.

Besonders schön finde ich den Trabant P50 und den Wolga GAZ-24 auf der stadteinwärtigen (linken)Fahrbahnseite sowie den teilweise zu sehenden Robur-Bus (LO-3000), der in Richtung stadtauswärts fährt.

Hier eine kleine Zusammenstellung der Gebäude auf der linken Straßenseite und der Geschäfte, die im letzten nach den 2. Weltkrieg erschienenem Leipziger Adressbuch (LAB) des Jahres 1949 verzeichnet sind:
# Hermann-Liebmann-Straße 86: ein großes, um das Jahr 1890 gebautes Eckhaus in geschlossener Bebauung mit einer Klinkerfassade, mehreren Läden und einem Hausdurchgang. Dieses Haus steht in der sächsischen Kulturdenkmalsliste unter der ID 09294670. Lt. LAB (Leipziger Adressbuch) 1949 gab es folgende Geschäfte:
Werner Kluge, Rundfunkreparaturen
Frieda Schnelle, Zigarren
Gertrud Görlitzer, Blumenbinderei
# Ernst-Thälmann-Straße 81 [heute wieder Eisenbahnstraße 81]: ein großes, um das Jahr 1895 gebautes Mietshaus in geschlossener Bebauung mit Klinkerfassade, großem Laden und einer Tordurchfahrt. Dieses Haus steht ebenfalls in der sächsischen Kulturdenkmalsliste  unter der ID 09294671. Geschäfte und Gewerbe lt. LAB 1949:
Wolfgang und Johann Heinrich Maul, Augenoptiker (heute noch vor Ort!)
Bruno Neumann, Stellmacher (im Hofgebäude), an den Blickfang-Handwagen über der Tordurchfahrt, auch im Bild erkennbar) kann ich mich noch sehr gut erinnern, der war auch in den 70er – 8oer Jahren noch dran.
# Ernst-Thälmann-Straße 83: ein großes in den 1890er Jahren gebautes Mietshaus in geschlossener Bebauung mit Putzfassade, mehreren Läden und Tordurchfahrt (steht nicht unter Denkmalsschutz). Im LAB 1949 ist nur ein Geschäft angegeben:
Haus und Herd, Inh. Heinrich Winkelmann, dieses Geschäft ist auch auf dem Bild zu sehen
[und auch noch ein weiteres Geschäft, aber Details sind leider nicht erkennbar].
# Ernst-Thälmann-Straße 85: ein großes, um das Jahr 1895 gebautes Eckhaus in geschlossener Bebauung mit Putzfassade und mehreren Läden. Das Haus steht in der sächsischen Kulturdenkmalsliste unter der ID 09294672. Im LAB 1949 konnte ich folgende Geschäfte mit folgenden Geschäften finden:
Feinkost, Weine, Spitituosen, Molkereiprodukte, Rudolf Marx
Willy Ritter, Friseur
Margarethe Friedrich, Putzgeschäft

Kleines Manko: das gezeigte Bild ist leider nur ein Scann von einem Papierabzug und hat daher nur eine begrenzte Auflösung – besser wäre natürlich ein Negativ-Scann, um die Details besser herauskitzeln zu können. Aber, wer hat seine Negative schon noch  so lange aufgehoben …

Foto 2

 … damit komme ich zum zweiten Bild. Diese Aufnahme vom Juni 1987 habe ich in meinem Negativ-Archiv entdeckt. Das Bild wurde von der damaligen Straßenbahn-Haltestelle Hermann-Liebmann-Straße aus aufgenommen. Dort hielt die 17, 22 und 27. Die 22 ist seinerzeit geradeaus über die Ernst-Thälmann-Straße nach Süden in Richtung Erich-Ferl-Straße / Grüne Schänke gefahren. Wir haben damals sicher auch gerade auf die 22 gewartet, um in Richtung Leninstraße [heute: Prager Straße] zum Friedenspark an der Russischen Kirche zu fahren.

Vorn an der Kreuzung stehen links ein Saporoshez SAS-968A (aus der Ukraine) und rechts ein Barkas B1000 der Leipziger Verkehrsbetriebe, ein sogenanntes ,,Veilchen“ (V wie Verkehrskontrolle) mit dem schönen Kennzeichen UT 00-77 – ,,007″ in geheimer Mission ?   😉

Auf der linken Straßenseite, das angeschnittene Gebäude gehört zur:
# Ernst-Thälmann-Straße 84: ein großes in den 1890er Jahren gebautes Eckgebäude mit Putzfassade und großen Geschäftsräumen (kein Denkmalsschutz und auch kein Geschäftseintrag im LAB 1949)

Bis zum Jahr 1938 war in diesem Gebäude das (Manufakturen-) Kaufhaus der  Gebrüder David und Albert Bergmann über Jahrzehnte lang ansässig, ihnen gehörte auch das Gebäude. Ich vermute, dass die jüdischen Geschäftsführer zur Nazizeit enteignet wurden – weiß da jemand genaueres darüber? Zu DDR-Zeiten befand sich in diesen Geschäftsräumen an der Ecke als ,,Kaufhaus des Ostens“ bzw. ,,HO Textilkaufhaus des Ostens“. Eine bekannte Anlaufstelle in Leipzig. Heute ist hier eine Geschäftsstelle der Sparkasse Leipzig zu finden.

Übrigens: auf das Haus Ernst-Thälmann-Straße Nr. 84 folgend rechts daneben das Haus Hermann-Liebmann-Straße (auch) mit der Nr. 84. Da gab es sicher manchmal Verwechslungen …

Das rechten Bildausschnitt mit dem Blick aus der Hermann-Liebmann-Straße nach Süden habe ich aus GoogleStreetView entnommen, ein Foto aus dem Jahr 2008. Interessant ist, dass im 50-Meter-Umkreis der Kreuzung Liebmann-/ Eisenbahnstraße keine Aufnahmen von GoogleStreetView vorliegen. Warum auch immer. Nebenbei bemerkt fotografiere ich momentan an dieser Ecke auch nicht so gern …​

Fazit:

 An der Straßenkreuzung Hermann-Liebmann- / Eisenbahnstraße war schon immer was los – nicht nur heute. Allerdings war der Ruf schon mal besser gewesen …


Hinweis:
im Beitrag ,,alte Häuser an der Liebmannstraße, März 1989“ vom 3. Dezember 2014 ging es auch um diese Straßenkreuzung, aber damals mit Blickrichtung stadteinwärts nach Neustadt und Neuschönefeld.

8 Gedanken zu “Thälmann-/Ecke Liebmannstraße (Teil 2)

  1. Danke(auch an Herrn Bernstein) für die Bilder und deren Beschreibung!
    p.s.: Warum 2008 das Stück zwischen Dornbergstraße und Eisenbahnstraße nicht von GOOGLE-Streetview auf der Hermann-Liebmann-Straße befahren wurde, entzieht sich auch meiner Kenntnis – eine Baustelle ist jedenfalls nicht zu erkennen und die Konradstraße wurde ja auch mit aufgenommen?!?

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  2. Habe mich sehr über die alten Bilder gefreut. Kann mir jemand sagen ob es nachdem Augenoptikerladen Maul einen Eisenbahnladen oder spielzeugladen gab. Ihr würdet mir sehr helfen. Besten Dank

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    • Hallo Frau Wendisch, also unmittelbar neben dem Augenoptiker Maul war kein Spielzeugladen oder Eisenbahnladen. befand sich in der ETS 83 ein Konsum, in dem Modelleisenbahnen und Zubehör verkauft wurden. Dazu liegen mir zwei Anzeigen aus den Branchen-Fernsprechbüchern aus dem Jahren 1974 und 1981 vor. Auf dem Bild im BLOG ist das allerdings höchstens zu erahnen …
      Grüße von harald. St.

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  3. Habe da mal eine Frage, ich suche mein Halbbruder Klaus Peter Albert geb.ca 1951 in Leipzig,
    meine Mutter Rosemarie Aulenbacher geb. Albert ist leider schon verstorben, habe aber ein Bild von den beiden von einem Fotografen Foto Wolf in Leipzig Ernst Thälmannstr.80. Ich denke mir das die beiden nicht weit weg gewohnt haben müssen. Ich habe mich mit dem Melderegister Leipzig in Verbindung gesetzt, die brauchen aber mehr Auskunft die ich nicht habe vielleicht können Sie mir noch einen Tip geben. Vielen Dank

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