
Heute eher unscheinbar bis unbekannt, lagen früher zwischen der Kohlgarten- und der Lutherstraße im Leipziger Osten bedeutende Fabriken:
– die Maschinenfabrik August Fomm
– die Leipzig-Reudnitzer Maschinenfabrik (Götjes, Bergmann & Co),
– die Maschinenfabrik E. Bachmann & Reiter und
– die Maschinenbauanstalt C.G. Kaiser & Reimelt.
Im Jahr der sächsischen Industriekultur 2020 bisher kaum erwähnt, gehören diese Fabriken als Zeugen der industriellen Revolution des 19. Jahrhunderts, die für Leipzig prägend waren, aus meiner Sicht auch zum historischen Erbe der Stadt …
Zum besseren Verständnis habe ich in die zwei folgenden Kartenausschnitte die Lage der oben genannten Fabriken eingezeichnet.
Auf der linken Seite die im Jahr 1880 bestehenden Fabriken.
Anmerkung: die Lutherstraße, auf der Trasse der früheren Verbindungsbahn von den nördlichen Leipziger Bahnhöfen zum Bayerischen Bahnhof wurde erst nach 1879 angelegt – uim Jahr 1880 waren nur Fragmente der neuen (projektierten) Straße zu sehen.
Rechts die heutige Lage des alten Fabrikgeländes zwischen Luther- und Kohlgartenstraße. Daraus wird auch ersichtlich, dass von diesen Fabriken heute im Straßenbild nichts mehr zu sehen ist.
und hier noch in Kurzfassung ein paar Anmerkungen zu den alten Firmen auf dem Gelände:
- August Fomm
Inhaber Johann August Fomm
Maschinenfabrik, gegr. 1862
Reudnitz, Kohlgartenstr. (ex) 3 – 5, später Lutherstr. 4
Spezialität: Maschinen für Buchbinder, Buchdrucker, Cartonnagen und Portefeuillesfabrikanten
im Jahr 1873: 54 Beschäftigte, 1 Dampfmaschine mit einer Leistung von 14 PS - E. Bachmann & Reiter
Inhaber Eduard Bernhard Bachmann und Richard Hermann Reiter,
Maschinenfabrik, Kesselschmiede und Dampfhammerbertieb, gegr. 1878
Reudnitz, Lutherstr. (ex 9) 6
Specialität: Fabrik landwirthschaftlicher Maschinen, Mühlenbauanstalt und Fabrik gewerblicher Maschinen
im Jahr 1894: 98 Beschäftigte, 1 Dampfmaschine mit einer Leistung von 25 PS - C.G. Kaiser & Reimelt
Inhaber Curt Georg Kaiser und Carl Gustav Hermann Reimelt,
Maschinenfabrik für Mühlenbau, gegr. 1883
Reudnitz, Lutherstr. 8
Specialität: Sichtmaschinen, Bürstmaschinen, Getreidereinigungsmaschinen, Mahlgänge etc. Neu- und Umbau von Mühlanlagen. Schleifen und Riffeln von Hartgusswalzen, Abdrehen von Porzellanwalzen
im Jahr 1894: 37 Beschäftigte, 1 Dampfmaschine mit einer Leistung von 12 PS - Leipzig-Reudnitzer Maschinenfabrik und Eisengießerei (ab 1872)
vormals Götjes, Bergmann & Co (1858 bis 1871)
Inhaber Hermann Goetjes und Carl Wilhelm Bergmann, gegr. 1858 und 1872 in eine Aktiengesellschaft umgewandelt
Specialität: Fabrik landwirthschaftlicher Maschinen, Eisengießerei und Kesselschmiede
Reudnitz, Kohlgartenstr. (ex 9)
im Jahr 1875: 600 Beschäftigte
In einer kleinen Fortsetzungsserie möchte ich (ab Juni 2020) über meine Recherchen zu diesen alten Firmen berichten, ein paar interessante Zusammenhänge und Details aufdecken, um zu zeigen, dass es früher auch im Leipziger Osten bedeutende und weltweit beachtete Maschinenfabriken gegeben hat.
Literatur- und Quellenverzeichnis:
- Leipziger Adreß-Bücher (LAB) der Jahre 1867 bis 1949
- Weltausstellung Wien, Amtlicher Katalog der Ausstellung des Deutschen Reichs, Berlin 1873, S. 466
- Officialler Bericht über die Sächsische Gewerbe- und Industrie-Ausstellung zu Dresden 1875, Verlag Baumgärtner’s Buchhandlung, Leipzig 1875
- Stadtplan-Ausschnitt von Leipzig, Blumenau (1880) aus Kartensammlung der SLUB
- Adress-Buch der industriellen Firmen von Leipzig und Umgebung, Verlag Carl Jacobsen, Leipzig 1894
- Leipzigs Handel und Industrie, Adress- und statistisches Jahrbuch, Verlagsbuchhandlung Schulze & Co Leipzig 1899