Reudnitzer Industrie-Adel (4)

Als der Konstrukteur C.G. Kaiser mit wenig Kapital, dafür aber mit umso mehr Wagemut, Energie und Schaffensfreudigkeit im Jahr 1883 in der Kohlgartenstraße in Leipzig eine Mühlenbauanstalt gründete und im Jahr 1897 der Ingenieur Hermann Reimelt in die Firma eintrat, ahnten beide nicht, dass sich aus der Firma C.G. Kaiser & Reimelt bald eine Fabrik entwickeln würde, die eine dominierende Stellung im Müllerei-Gewerbe einnahm.
Noch nie was von einer Firma C.G. Kaiser & Reimelt gehört?
Na, dann wird’s ja Zeit für folgenden Beitrag …

Kaiser, C.G.
& Reimelt

Mühlenbauanstalt

1. Gründerzeit

Im April des Jahres 1883 meldete der junge Konstrukteur Curt Georg Kaiser (31) seine Maschinenbau-Fabrik C.G. Kaiser beim Leipziger Amtsgericht an. In den Gerichts-Acten wurde das wie folgt vermerkt:

,,Im Amtsgerichte Leipzig, den 13. April 1883, erscheint, ausreichend legitimiert,
Herr Curt Georg Kaiser,
und zeigt, zur Eintragung in das Grundst.register an, daß er in Reudnitz, Kohlgartenstr. Nr. 6 ein Maschinenfabrikationsgeschäft unter der Firma
C.G. Kaiser etabliert habe.“

Befand sich die neue Fabrik zuerst noch in einem relativ kleinen gepachtete Gebäude, das vermutlich aus dem Bestand der insolventen Leipzig-Reudnitzer Maschinenfabrik stammte, so gab es bereits im November 1884 erste Bestrebungen ein neues und eigenes Firmengelände und Fabrikgebäude zu erwerben bzw. aufzubauen. In einem Schreiben an den Gemeinderath zu Reudnitz, am 28. November 1884 heißt es dazu:

,, … Herr Maschinenfabrikant C.G. Kaiser, Reudnitz, Kohlgartenstraße 6 beabsichtigt auf dem von ihm erkauften Grundstück an der Lutherstraße , zwischen den Grundstücken der Herren Bachmann & Reiter und des Herrn Lasch gelegenen ein Fabrikgebäude und 1 Holzschuppen zu erbauen.“

Dieses Vorhaben wurde am 3. Dezember 1884 auf der Sitzung des Reudnitzer Bauausschusses genehmigt und der Bau auf dem neuen Grundstück bis zum 13. Juli 1885 fertiggestellt. [Quelle #2]
Statt ,Kohlgartenstrasse 6‚ stand nun die Adresse ,Kohlgartenstrasse No. 10′ und Lutherstrasse‘ auf den Briefköpfen der ,Maschinen-Fabrik für Mühlenbau C.G. Kaiser‘.

Hierzu zwei Anmerkungen:
1. Die Reudnitzer Kohlgartenstraße wurde in diesem Zeitraum, beginnend im Norden an der Tauchaer Str. mit der Nr. 1 fortlaufend auf der linken Straßenseite bis zur Dresdner Chaussee und von dort aus auf der rechten Seite zurück durchnummeriert. Die genannten Hausnummern 6 und 10 entsprechen in der noch heute üblichen wechselseitigen Nummerierung in etwa dem Bereich der Hausnummern 11 und 19.
2. Im Jahr 1884/85 wurde die Lutherstraße erst auf der Trasse der früheren Verbindungsbahn von den nördlichen Leipziger Bahnhöfen zum Bayerischen Bahnhof angelegt. Deshalb gab es dort
a) noch keine Hausnummern (später die Nr. 8) und
b) weil die Lutherstraße noch keine Zufahrt hatte. Letztere erfolgte erstmal über einen Verbindungsweg (siehe Adresse im Briefkopf) von der Kohlgartenstr. 10 aus.

Die Maschinen-Fabrik für Mühlenbau inserierte zu dieser Zeit für eine Reihe von ,Specialitäten‘:

+ Aspirateure (horizontale Centrifugal-Getreide-Reinigungs- und Bürst-Maschinen)
+ Centrifugal-Sichtmaschinen, Gries-Sortiercylinder
+ Transport-Schnecken in Holz- und Eisentrog
+ Walzenstühle mit Hartguss- und Porzellan-Walzen
+ Complette Mühlenanlagen und dem
+ Umbau älterer Mühlen nach neuestem System.
Wie man unschwer erkennen kann – eine Vielzahl sehr spezieller Maschinen. [Bild: Quelle #3]

Im September 1888 wurde als Mitinhaber der Leipziger Kaufmann Zeidler durch den Kaufmann Carl August Kaiser ersetzt – also alles in der Hand der ,Kaiser-lichen‘ Großfamilie!

Das Geschäft florierte: sechs Jahre nach Firmengründung wurde im Jahr 1889 bereits die eintausendste Sichtmaschine produziert und verkauft.
In einem Adressbuch Leipziger Firmen aus dem Jahr 1894 [Quelle #4] werden in der Maschinenfabrik für Mühlenbau C.G. Kaiser 37 Arbeitskräfte und der Einsatz eine (mobile) Dampfmaschine als Locomobil mit 12 Pfk. (Pferdekräften) genannt:

Nach dem Tod des Mitinhabers Carl August Kaiser Ende des Jahres 1896, trat im Jahr 1897 der junge Ingenieur Carl Gustav Hermann Reimelt (32) aus Leipzig als Mitinhaber in die Firma ein.
Der Firmenname lautete ab 14 . April 1897: C.G. Kaiser & Reimelt.

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2. die Mühlenbauanstalt

Hermann Reimelt brachte viele neue Ideen in das Unternehmen ein, wodurch das Fabrikationsprogramm erheblich erweitert werden konnte. Die sauberen Ausführungen und gut durchdachten Konstruktionen sicherten dem Unternehmen damals bereits eine dominierende Stellung im Müllereigewerbe.

Besonders überzeugt hat mich (als Müllerei-Laien) die Konstruktion und die nachhaltige Einsetzbarkeit einer Mehlsack-Ausklopfmaschine. Diese Maschine wurde im September 1899 als Gebrauchsmuster angemeldet (DRGM 123073). In einem zeitgenössischen Artikel wird die Maschine wie folgt beschrieben:

,,Das ist ein Holzkasten, in dem sich sieben Klopfer, Stöcke, die die Form des Buchstaben T haben, befinden. Der leere Sack wird hineingetan, der Deckel zugemacht und das Klopfwerk in Bewegung gesetzt. Eine Transportwelle transportiert den ausgeklopften Sack heraus. Diese Maschine bedeutet eine große Ersparnis an Mehl, das im anderen Fall, wenn das Ausklopfen durch Hände geschähe, verloren gegangen wäre.“ [Quellen #5 und #6, Bild aus Dt. Müller 1928]
Und ich meine – das ist schon eine tolle Sache, die auch heute, nach gut 120 Jahren, noch Hochachtung verdient!

Auf einem alten Firmen-Briefkopf kann man die Lage der Fabrikgebäude (etwa zum Anfang des 20. Jahrhunderts) an der Lutherstraße gut erkennen, Bild unten links. Im Vordergrund befindet sich die Einfahrt an der Lutherstraße, rechts Lagerschuppen und von der Mitte zur linken Seite das Fabrikgebäude. Im Bild rechts habe ich zum Vergleich einen Stadtplan-Ausschnitt mit Stand vom Juli 1907 eingefügt, aus dem die Lage der Fabrikgebäude aus der Skizze gut nachvollziehbar ist.

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Lutherstr. 8, Werkansicht (um 1900) und Kartenausschnitt (1907)

Nach dem Tod des Firmengründers und bisherigen Inhabers Curt Georg Kaiser im März 1907 wurde Hermann Reimelt alleiniger Inhaber der Firma, die aber weiterhin als C.G. Kaiser & Reimelt geführt wurde.
Aus den Bauakten der Stadt Leipzig geht außerdem eine Besitzveränderung zum Firmen-Grundstück hervor. Zum 25. März 1907 ist vermerkt: ,,… daß das Grundstück Lutherstr. 8 in den alleinigen Besitz des Ingenieurs Gustav Hermann Reimelt, wohnhaft in L.-Neustadt übergegangen ist.“
Hermann Reimelt hatte damit auch Grund und Boden in der Lutherstr. 8 mit übernommen.

Im Jahr 1919 verstarb plötzlich Hermann Reimelt im Alter von 55 Jahren.

Die Firma wurde ab Januar 1920 durch seinen jüngeren Bruder Carl Gustav Oswald Reimelt (52) übernommen und weitergeführt. Ab dem Jahr 1925 informierte C.G. Kaiser & Reimelt auch die interessierte Fachwelt in ersten umfassenden Broschüren: ,,Die Rentabilität steigt“ und ,,Die Platzfrage ist gelöst“. Darin wurden Erkenntnisse über die vielseitigen Möglichkeiten der Rohstoffaufbereitung und -verwiegung weitergegeben.

Als jüngstes Mitglied der Familie Reimelt trat ab August 1925 der 27jährige Dipl-Ing. Fritz Hermann Eugen Reimelt aus Leipzig als Prokurist in die Firma ein.

Einen kleinen Einblick ins Produktions-Spektrum der Müllerei-Spezialmaschinen von F. C.G. Kaiser & Reimelt habe ich hier mit Inseraten aus der Zeitschrift ,,Deutscher Müller“ der Jahrgänge 1928/29 zusammengestellt:

Nach dem Tod von Gustav Reimelt im Februar 1931 wurde im Handelsregister Leipzig zwar seine Frau Martha verw. Reimelt geb. Lange (66jährig) in Oetzsch-Markkleeberg eingetragen – das Geschäft führte aber ihr Sohn und bisheriger Prokurist Fritz Reimelt. Im Jahr 1931 gibt es auch neue Entwicklungen wie Trocknungsanlagen für Teigwaren, Transportanlagen für die Nahrungsmittelindustrie, Mischer für die Pharmazie und für den Speicherbau.

Im April 1933 konnte das 50jährige erfolgreiche Bestehen der Firma C.G. Kaiser & Reimelt gefeiert werden. Auf dem folgenden Bild vom Firmen-Jubiläum ist, so vermute ich, die gesamte Mannschaft versammelt: vorn die Geschäftsführung, zweiter von rechts: Chef Fritz Reimelt, bis nach hinten zu den Gesellen – zusammen 42 Personen.

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In einem Jubiläums-Artikel der Zeitschrift Deutscher Müller, Bild rechts, heißt es dazu:
,,Nach wie vor ist es erstes Prinzip der Firma C.G. Kaiser & Reimelt, ihre Maschinen mit allen technischen Errungenschaften auszustatten und nur moderne, zweckmäßige und bewährte Konstruktionen zu liefern.“

Im Jahr 1937 übernahmen Martha und Fritz Reimelt die benachbarte Maschinenfabrik von E. Bachmann & Reiter in der Lutherstr. 6, da es dort nach dem Tod des Alleininhabers Carl Friedrich Bachmann keinen Bachmann-Nachfolger mehr gab. Entsprechend den Angaben im Handelsregister (Folium 144) waren sie ab Oktober 1937 ebenfalls als Inhaberin und Prokurist der Firma E. Bachmann & Reiter eingetragen.
Sie übernahmen daraufhin auch das Nachbargrundstück Lutherstr. 6. In einem Schreiben vom Steueramt Leipzig vom 2. Dezember 1937 heißt es:
,,Das Grundstück Lutherstr. 6 … ist nach dem Kaufvertrage – Grundbucheintrage vom 26.9.37 – 15.10.37 von Martha vw. Reimelt geb. Lange, Fa. C.G. Kaiser & Reimelt, Lutherstr. 8, in Markkleeberg wohnend, erworben worden. Übergang des Nutzens und der Lasten am 26.9.1937.
Vorbesitzer: Bachmann & Reiter.“
[Quellen #7 und #8]
Auf einem Briefumschlag aus dem Jahr 1943 ist die neue Anschrift ersichtlich: Lutherstrasse 6 – 8:

Zur Übernahme des Nachbar-Firmengeländes von E. Bachmann & Reiter gab es aber erst einmal jede Menge Umbauten, um in den alten Fabrikgebäuden eine moderne Maschinen-Fertigung umsetzen zu können. Dazu kamen noch neue staatliche Forderungen wie z.B. aus einem Schreiben der Werkluftschutz-Bezirksvertrauensstelle Leipzig Ende des Jahres 1938 zur Einrichtung einer Schutzraumanlage im Keller des Kontorgebäudes:
,,… Nach einer Abtrennung einer Gasschleuse verbleibt ein Raum von 20 qm, der bei Einrichtung von künstlicher Belüftung immerhin 33 Personen fassen kann. Da Ihre Gefolgschaft 69 Personen umfasst, müsste nächstes Jahr eine Erweiterung an anderer Stelle erfolgen.“
Daraus ist zumindest zu entnehmen, dass die Firma zu dieser Zeit 69 Mitarbeiter hatte und (in weiser Voraussicht) bereits im Jahr 1938 mit einem eventuellen zukünftigen Luftkrieg gerechnet wurde.

Als die Firma im Jahr 1940 C.G. Kaiser & Reimelt in eine offene Handelsgesellschaft umgewandelt wurde, musste eine Bilanz, Gewinn- und Verlustrechnung erstellt werden. Aus den handschriftlichen Anmerkungen im Handelsregistereintrag HR A 960 geht folgender Stand per 31. Dezember 1939 hervor:
Aktivvermögen 700.274,21 RM
Gewinn 112.740,71 RM
Privatentnahmen 105.501,59 RM

Im Gesellschaftervertrag vom 5. März 1940 verteilt sich das Kapital der Firma wie folgt:
Kapital Martha verw. Reimelt 266.043,99 RM
Kapital Fritz Reimelt 30.000,00 RM

Fritz Hermann Eugen Reimelt wird als persönlich haftenden Gesellschafter eingetragen.

Nach erfolgten Aus- und Umbauten kamen noch Forderungen der MIAG (Mühlenbau und Industrie Aktiengesellschaft) dazu, ab 1939 auch Waffen und Rüstungsgüter zu liefern, die mit einem Herstellercode zu stempeln waren. Die Mühlenbauanstalt C.G. Kaiser & Reimelt verwendete den Herstellercode ,,cpb“. [Quelle #9] Im Jahr 1942 wurde ein Dachgeschoss einer Fabrikhalle zur Unterbringung ausländischer Zwangsarbeiter ausgebaut. Dort wurden dann bis zu 40 italienische Militärinternierte untergebracht. [Quelle#10]

In der Nacht zum 4. Dezember 1943 wurde das gesamte Gewerbegebiet zwischen der Kohlgarten- und der Lutherstraße schwer durch britische Spreng- und Brandbomben zerstört. Auch das Firmengelände im Bereich der Lutherstraße 6-8 wurde total zerstört. In einer Nacht wurde durch Bomben alles zerstört, was Generationen geschaffen haben.

3. ein Wiederaufbau und seine Folgen

Es war die große Leistung von Fritz Reimelt in der dritten Generation, unter damals fast unmöglichen Verhältnissen das Werk nach 1945 wiederaufzubauen.

In den Jahren von 1946 bis 1949 waren durch die Firma C.G. Kaiser & Reimelt umfangreiche Reparationsleistungen an die Sowjetunion zu erbringen. Das war nicht immer ganz einfach und nicht selten fast unmöglich. So fehlen einmal schlicht einfach Schrauben, zum Anderen mangelte es am Holz oder wichtigen Konstruktionsmaterialien. Erschwerend kam noch hinzu, dass der Geschäftsführer (in Person von Fritz Reimelt) in allen Fällen bei Nichterfüllung der Reparationslieferungen persönlich haftbar gemacht wurde. Da war Fritz Reimelt mitunter nahe an einer Zwangsreise nach Sibirien dran … [Quelle #11]

Im Januar 1948 wurde die OHG aufgelöst, Fritz Hermann Eugen Reimelt übernahm die alleinige Fortführung der Firma. Das Aktivvermögen der Firma betrug (nach einer Bilanz per 6. Juli 1951) 400.000,00 DM und der Gewinn 18.190,79 DM – zu diesem Zeitpunkt eine gut gehende Firma.

Anmerkung: Im Jahr 1950 begann Dietrich Reimelt mit einer Gründung der Dietrich Reimelt KG in Frankfurt / Main, um auch in Westdeutschland / Westeuropa direkt aktiv zu werden – 1959 erfolgte die Grundsteinlegung einer Produktionsstätte für Backtechnik Silo- und Anlagenbau in Rödermark (Hessen).

Untenstehende Kartenskizze zeigt den Gebäudebestand an der Lutherstraße im Jahr 1956. Aus der Skizze ist ersichtlich, dass über die Hälfte der früheren Gebäude in Bereich der Mühlenbaufirma C.G. Kaiser & Reimelt Lutherstr. 6 bis 8 nach den Kriegsschäden nicht wieder errichtet worden sind.

Bemerkenswert im August 1958 ist der Prokura-Eintrag von Siegfried Reimelt aus Markkleeberg im Handelsregister.

Ab Januar 1971 wurde die Firma in eine Kommanditgesellschaft C.G. Kaiser & Reimelt KG mit staatlicher Beteiligung umgewandelt. Der staatliche Gesellschafter war der VEB Kombinat Fortschritt Landmaschinen Neustadt mit einer Einlage von M 270.000,–.

Bereits ein Jahr später erfolgte die Verstaatlichung oder wie es offiziell hieß: die Überführung in Volkseigentum als (VEB) zunächst unter der Bezeichnung VEB Mehlanlagenbau Leipzig.
Gemäß einem Eintrag im Fernsprechbuch Bezirk Leipzig gab es in diesem VEB Mehlanlagenbau fünf Betriebsteile: die Verwaltung befand sich im BT I in der Dübener Landstr. 3 und der BT IV befand sich in der Lutherstr.
Fritz Reimelt hat die Zerschlagung seiner Firma noch miterlebt – er starb 76jährig im November 1974.

Aus dem Branchenverzeichnis des Jahres 1988 ist eine neue Zu-/ Unterordnung zum VEB Maschinen- und Anlagenbau Nossen zu erkennen. Das Werk II Leipzig hat die Standorte Dübener Landstr. 3, Lutherstraße 6-8 und Ranftsche Gasse 8 – nunmehr nur noch ein Standort unter vielen.

Nach der politischen Wende und Wiedervereinigung wurde im März 1991 mit Handelsregistereintrag HRB 2286 die Kaiser und Reimelt Anlagenbau Leipzig GmbH unter Geschäftsführung von Siegfried Reimelt gegründet. Im September 1991 wurde Dr.-Ing. Stephan Reimelt, Rödermark-Urberach als allein-vertretungsberechtigter Geschäftsführer ins Handelsregister am Amtsgericht Leipzig eingetragen.

Am 6. März 1998 ist C.G. Kaiser & Reimelt nach 115 Jahren Geschäftstätigkeit in Leipzig erloschen.

4. Wurzeln in Leipzig

In Leipzig erloschen – ja, aber es gab auch noch die bundesdeutsche Gründung der Dietrich Reimelt AG in Rödermark (Hessen). Dieses Werk existiert auch heute noch als ein wichtiger Bestandteil der Zeppelin Systems GmbH. Interessant ist auch, dass Dietrich Reimelt dort bis zum Jahr 1989 als geschäftsführender Gesellschafter tätig war. [Quelle #12]

Als er im Jahr 2003 gestorben ist, fand die Trauerfeier in Amorbach (Odenwald) und die Beisetzung im engsten Familienkreis auf dem Leipziger Südfriedhof statt.

Dort, gleich links vor der Kapellenanlage, befindet sich die Wahlstelle mit den Gräbern der Familie Reimelt. Die vier Generationen Reimelt sind hier wieder vereint:
1. Generation – Eltern: August Reimelt und Christiane Reimelt, geb. Helfer
2. Generation – Gründer: Hermann Reimelt und Anna Reimelt, geb. Hermann
und sein Bruder: Gustav Reimelt und Martha Reimelt, geb. Lange
3. Generation – Sohn: Fritz Reimelt und Alice Reimelt, geb. Preßke
Töchter: Gertraude Reimelt, verw. Grünberg und Brigitte Reimelt
4. Generation – Enkel: Dietrich Reimelt

Nachtrag (Ende August 2020)

Peter F., Freund und früherer Mit-Student, hat mir zur Ausklopf-Maschine folgende interessante Zeilen geschrieben:

,,In Eutritzsch, nahe der 33. POS [Polytechnische Oberschule] gab es im Jahr 1968 einen Großbäckereihandel, Bitterfelder Str. 8C, der solch eine Sackausklopf-Maschine von Kaiser und Reimelt verwendete. An so einem Sackklopfer hatte ich mit 14 Jahren meinen ersten Ferienjob erlebt. Damit wurden die Säcke gesäubert und der Austrag wurde verfüttert


Literatur und Quellenverzeichnis

Literatur:

  • Adreßbuch sämmtlicher Einwohner der Vororte von Leipzig, Verlag von Licht und Meyer, Leipzig 1880
  • Leipziger Adreß-Buch 1868 bis 1949
  • Leipziger Stadt- und Dorfanzeiger, verschiedene Ausgaben der Jahre 1883, 1888 und 1897
  • Deutscher Müller, Leipzig, Zeitschrift, verschiedene Jahrgänge 1928, 1929 und 1933 zum 50jährigen Jubiläum der Firma C.G. Kaiser & Reimelt (Nr. 17, S. 199)
  • Leipziger Tageblatt und Anzeiger bzw. Handelszeitung 1896, 1907 Traueranzeigen Carl August Kaiser, Curt Georg Kaiser

Quellen:

Quelle #1: Staatsarchiv Leipzig, Amtsgericht Leipzig, Nr. 27474 Handelsregister Folium 5686 bzw. HRA 960

Quelle #2: Stadtarchiv Leipzig, BauAkt Nr. 1494, Lutherstr. 8

Quelle #3: Adressbuch aller Länder der Erde, der Kaufleute, Fabrikanten, Gewerbetreibenden, Gutsbesitzer etc. Band V Sachsen 1893-1896

Quelle #4: Adreß-Buch der industriellen Firmen von Leipzig und Umgegend, 1894

Quelle #5: Färber-Zeitung, Jg. 1900, Berlin Julius Springer
Heft 2 . 13. Januar 1900. Patentliste / Gebrauchsmuster-Eintragungen

Quelle #6: Das Züricher Bäckereigewerbe: Eine sozialökonomische Studie, Dimo Sereff, Genossenschafts-Buchdruckerei, 1911

Quelle #7: Staatsarchiv Leipzig, Amtsgericht Leipzig – Handelsregister / Nr 21031: Folium 144 bzw. HRA 154 (B & R)

Quelle #8: Stadtarchiv Leipzig, BauAkt Nr. 1486, Lutherstr. 6

Quelle #9: Mühlen- und Müllerforum „Glück zu!“, online unter:
http://54146.dynamicboard.de/t788f38-Die-dunkle-Seite-der-MIAG-als-Ruestungsschmiede.htmlhttp://54146.dynamicboard.de/t788f38-Die-dunkle-Seite-der-MIAG-als-Ruestungsschmiede.html

Quelle #10: Gedenkstätten für Zwangsarbeit Leipzig, online unter:
https://www.zwangsarbeit-in-leipzig.de/karte/https://www.zwangsarbeit-in-leipzig.de/karte/

Quelle #11: Stadtarchiv Leipzig, StVuR Nr. 17455 „Reparationsleistungen von Firmen“, 1946 – 1950, Enthält u.a.: C.G. Kaiser und Reimelt

Quelle #12: brot und backwaren 9/2003, S. 8, Dietrich Reimelt gestorben

persönliche Informationen:

  • Andreas Hönemann, Fotos, Recherche zur Firma C.G. Kaiser & Reichelt nach der Verstaatlichung in den Jahren von 1972 bis 1989
  • Olaf Hillert hat mich beim Recherchieren zu Nachkriegs- Reparationleistungen der Firma in den Jahren 1946 bis 1949 im Stadtarchiv Leipzig [Quelle x] unterstützt
  • Unterlagen der Firma Zeppelin Systems GmbH zur Firmengeschichte der Dietrich Reimelt KG / C.G. Kaiser & Reimelt (1883 – 1987) – vielen Dank für die Nutzungs-Genehmigung im vorstehenden Beitrag!
  • Familiengrab Reimelt, Südfriedhof Leipzig, Abt. XI, Wahlstelle 54, mit Angaben zu 4 Generationen der Familie Reimelt

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