… so wurde die Leipziger Ernst-Thälmann-Straße im Volksmund zu den besten DDR-Zeiten genannt.
Hier war stets ein Menschengewimmel, hier flutete der Auto- und Straßenbahnverkehr, hier gab’s zwei Kinos , jede Menge Kneipen und Geschäfte aller Art, in denen man fast alles haben konnte …
Rechts auf dem Bild sieht man fast die ganze Bandbreite der damals in der DDR erhältlichen PKW’s und im Hintergrund die noch fast vollständig bebaute rechte Straßenseite von Neuschönefeld, auch den noch bebauten Abschnitt des heutigen Runkiplatzes (!).
Andererseits gab’s Ende der 1970er Jahre an der Straße längst keine Bäume mehr, nur noch einen (typisch deutschen) Schilderwald.
Wenn man auf die alte Straßen-Aufnahme (unten links) vom Ende Oktober 1977 genau hinschaut fällt auf:
- Auf dem linken Bild kommt gerade eine ganze Flotte von DDR-Autos angebraust: (von links) Wartburg 311, Saporoshez SAS 968A, Wolga GAZ 24 (TAXI), Lada 1500 (VAZ-2103), Moskwitch 2138 und stadtauswärts sind u.a. auch ein paar Trabant 601 auszumachen.
- Die Verkehrszeichen sind trotz der StVO 77 noch alt, das sieht man z.B. an den Park- und Halteverbotsschildern. So schnell ging das mit der Umstellung ab Mai 1977 offenbar nicht.
Die rechte (stadtauswärtige) Neuschönefelder Seite der Ernst-Thälmann-Straße ist noch fast durchgehend bebaut, aber der Flächenabriss war seit 1975 bereits im Gange.
- Besonders zu beachten die sechs schmalen Häuser (!) nach Hoffmanns Bierstuben (E.-Th.-Str. 30 mit den kleinen Laternen): die Hausnummern 32, 34, 36, 38, 40 und 42, die auf dem kleinen Straßenabschnitt am heutigen Otto-Runki-Platz standen. Darunter auch die legendäre Kneipe ,,Zur alten 38″ (siehe Kneipen-Artikel in Geheimtipp Leipzig).
- Auf der linken Straßenseite sind gerade die Fensterputzer am Friseurgeschäft Burghardt (war Herr Burghardt damals noch Inhaber?) im Haus Nr. 13 aktiv.
- Die Fassaden der Häuser wurden in den 70er und 80er Jahren durch die zunehmende Umweltverschmutzung immer grauer und in den Seitenstraßen rechts und linke der Ernst-Thälmann-Straße nahm die Wohnqualität zusehends ab.
Aufgenommen: mit Exa 1a und Lydith 30 mm/3,5 auf ORWO- Negativfilm NP27 s/w
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Im Vergleich habe ich hier rechts noch eine aktuelle Aufnahme vom Ende Oktober 2016 aus einer ähnlichen Blickrichtung gegenübergestellt. 39 Jahre liegen dazwischen.
Was mir auffällt:
- Die Eisenbahnstraße ist wieder eine grüne Allee geworden (das könnten Säulen-Hainbuchen sein?).
- Der Verkehr wurde durch das Einbringen von Parktaschen um eine Fahrspur verringert. Durch diese Art der ,,Verkehrsberuhigung“ kommt es aber im Berufsverkehr oft zu langen Staus von Autos und Straßenbahnen – ob das so gewollt ist …?
- Die Häuser sind nicht mehr grau, sondern größtenteils saniert und farbig angestrichen.
- Auf der rechten Straßenseite fehlen allerdings viele Häuser seit den Flächen-Abbrüchen Ende der 1970er und zu Beginn der 90er Jahre. Es sind nur wenige Neubauten entstanden.Es gibt auch wieder viele Läden, einige mit arabischen Schriftzügen, daher auch der neue ,,Nah-Ost“-Spitzname des Viertels.
- Das Gebäude der ehemaligen Gaststätte ,,Hoffmanns Bierstuben“ ist noch an den typischen Laternen zu erkennen.
Aufgenommen: mit Sony A57 und Tamron 17-50 mm, 1/100 s, F6,3, 35 (KB52) mm, ISO 100
Danke einmal mehr für die schönen(„alten“)Bilder!
MfG
Tom
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