grenzwertige Ost-Ortslage, August 1978

Auf dem Bild grenzen die alten Ortslagen von Volkmarsdorf, Neuschönefeld und Neustadt an der Hermann-Liebmann-Straße aneinander.

L.-Ost, Straßenszene an der Hermann-Liebmann-Straße, August 1978

L.-Ost, Straßenszene an der Hermann-Liebmann-Straße, August 1978

Unmittelbar vor dem Fototermin am 28. August 1978 war die Litfaßsäule auf dem kleinen Platz gerade frisch plakatiert worden: Sigmund Jähn war an diesem Tag als erster Deutscher in einer sowjetischen Sojus-Kapsel ins Weltall gestartet. Bemerkenswert auch der Kontrast zwischen den ehernen (SED-)Losungen am Gebäude rechts und dem Zustand der Häuser, der Straße und der Straßenbahnschienen (Linie 22 nach Thekla). Weiterlesen

Orientierungskarte alt – neu, Leipziger Osten

L-Ost_1802

Meilenblätter von Sachsen 1802, Ausschnitt Leipzig-Ost

Zur besseren Orientierung habe ich eine ältere Karte der Leipziger Umgebung [Friedrich Ludwig Aster: Leipzig. Blatt 19 aus: Meilenblätter von Sachsen 1802, Quelle Wikipedia] mit dem heutigen Straßenverlauf [openstreetmap, aktuell 2014] verglichen und damit versucht auch für die Leipziger Ostvororte einen Bezug zum früheren Landschaftsbild herzustellen.

Damit wird auch so manche ältere Straßenbezeichnung heute verständlicher, z.B. Rabet, Kohlgartenstraße, Gerichtsweg, Rohrteichstraße, Stannebeinplatz usw. Weiterlesen

… über Neustädter und Neuschönefelder Gasthöfe

[Im Neustädter Markt Journal, den Heften Nr. 9, Mai 1992 (Bergschlößchen), Nr.11, Juli 1992 (Sanccouci),  Nr. 19, März 1993, (Gasthof Neustadt) und Nr. 27, Dezember 1993 (Kaiserhallen) erschienen.]

Historisches über Neustädter und Neuschönefelder Gasthöfe

Am 29. März 1992 wurden spätabends im ZDF Ausschnitte preisgekrönter Filme gezeigt.
L-Nsf_EThStr_06.88Darunter konnte man in einem Schwarzweißfilm überraschend auch Aufnahmen aus der Leipziger Eisenbahnstraße (ehem. Thälmannstraße) sehen: die Fassadenfront vom einstigen Kino ,,Wintergarten“, ,,Broilerbar-Ost“ bis zur Ecke Melchiorstraße in ihrem erschreckend heruntergekommenen Zustand.
Ein ostdeutscher Filmemacher erhielt für diesen Film bei der Adolf -Grimme-Preisverleihung 1992 einen Sonderpreis – der Grimme-Preis ist ein vom Deutschen Hochschulverband gestifteter und als bedeutendste deutsche TV-Auszeichnung geitender Preis, der jährlich in Marl (NRW) verliehen wird.
Hier sollen aber nicht der Filmemacher, sondern die gezeigten Gebäude aus unserem Wohngebiet im Mittelpunkt stehen. Weiterlesen

… und Nachdenkliches zur Weihnachtszeit

[Im Neustädter Markt Journal, Heft Dezember 1994 auf Seite 4 ff. erschienen.]

HISTORISCHES
… und Nachdenkliches zur Weihnachtszeit

Zu Weihnachten 1994, als dieser Artikel geschrieben wurde, waren nicht nur viele Freunde, Nachbarn und Verwandte, sondern auch der Drogist, der Bäcker und der Gemüsemann an der Ecke von der Gegend an der Eisenbahnstraße weggezogen. Die Einwohnerzahl im Neustädter Gebiet nahm damals rapide ab.
Es gab immer weniger jüngere Einwohner – der Anteil älterer Bürger stieg an, relativ gesehen.

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Herbstblick 2, L.-Neustadt 1984

L.-Neustdt, herbstlicher Blick aus dem Küchenfenster in der Schulze-Delitzsch-Straße, Anfang November 1984

L.-Neustadt, dramatische Abendstimmung,
Anfang November 1984

 
Anmerkung:
beide Herbstblick-Bilder aufgenommen mit Exakta-Varex VX,
Lydith 3,5 / 30 mm Meyer-Optik Görlitz (MF), ORWOCOLOR NC 21

… über Neustädter Verleger

[Im Neustädter Markt Journal, Heft Nr. 25 im Oktober 1994 auf Seite 8 ff. (Henze) und Heft Nr. 41 im Juli 1996 auf Seite 1 ff. (Gaebler) erschienen.]

Historisches über Neustädter Verleger

hist-58dZugegeben, ich bin in alte Karten und Stadtpläne vernarrt. Mit zwölf Jahren erbte ich von einem verstorbenen Onkel einen alten Atlas mit dem Titel ,,Andree‘s allgemeiner Handatlas in sechsundachtzig Karten“, herausgegeben von Velhagen & Klasing 1881 in Leipzig. Mit 30 cm x 42 cm passt er kaum in den Bücherschrank. Aus dem Nachlass meines Großvaters, der hier in Leipzig in den zwanziger und dreißiger Jahren Stadtbaumeister war, erhielt ich im Jahr 1969 einige sehr exakt ausgeführte Stadtpläne, bearbeitet von der ,,Vermessungsabtheilung des Leipziger Tiefbauamtes“, von Giesecke und Devrient in Leipzig herausgegeben ab dem Jahr 1903 und folgenden Ausgaben. Dazu kamen noch einige Stadtpläne aus den zwanziger Jahren, mehrere Wanderführer durch die Leipziger Umgebung und als Clou eine Leipziger ,,Radfahrer-Specialkarte“ mit sehenswertem Jugendstileinband aus dem Jahr 1910, alles herausgegeben von Eduard Gaebler‘s Geographischem Institut, Neustädter Straße 36 in Leipzig-Neustadt.

Über die großen Leipziger Verlage der Vergangenheit wurde schon viel geschrieben – über Gaebler‘s fand ich bisher weder etwas in Büchern noch Zeitschriften, selbst in der Deutschen Bücherei kann man nur ganz vereinzelt Hinweise finden.

Das soll sich aber mit diesem Beitrag ändern.

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Leipzig, Ernst-Thälmann-Straße, im Winter ’78/79

- 18 °C

Ende Dezember 1978 hatte Mitteleuropa unter einem dramatischen Kälteeinbruch zu leiden: innerhalb weniger Stunden sanken die Temperaturen auch in Leipzig von etwa + 10 auf – 18 °C.

Unsere Wohnung in der Schulze-Delitzsch-Straße hatte bis auf’s Wohnzimmer nur einfache Fenster, die schnell zugefroren waren.

Um die Temperatur am Außenthermomenter ablesen zu können mussten wir ein Loch durchs Eis hauchen:

– 18 °C !
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… über die Rietzschke, Kohl, Goethe und Napoleon

[Im Neustädter Markt Journal, Heft Juni und September 1995 erschienen.]

Historisches über die Rietzschke

Rietzschke.1860

die Rietzschke auf einem Leipziger Stadtplan, um 1860

Wo soll denn hier eine ,,Rietzschke“ fließen?

Einem aufmerksamen Betrachter des Leipziger Stadtplans fällt der merkwürdig gewundene Verlauf von Wurzner und Kohlgartenstraße, dem Rabet und dem unteren Teil der Hermann-Liebmann-Straße auf. Der Straßenverlauf entspricht der Lage der alten, durchschnittlich 200 Meter breiten Rietzschkenaue. Unbebaute Talreste sind noch heute der Elsapark, das Gebiet am Bernhardiplatz und natürlich der teilweise sichtbare Bachlauf zwischen Zuckelhausen und Sellerhausen im Leipziger Osten.
Wegen zwar aufwendiger, aber zum Teil unsachgemäßer Verrohrung der Rietzschke sind heute viele Kleingärten im Bereich der Kleingartensparte ,,Rietzschkenaue“ (Sellerhausen) überflutet.
Auch so manche feuchte Keller in den Häusern eingangs der Eisenbahnstraße oder der Konstantinstraße erinnern heute noch an die Nähe zum einstigen Rietzschketal.

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… über ein Neustädter Soldatengrab

[Der Text stammt aus einem Manuskript vom Schönefelder Stadtchronisten Ernst Wohlrath, dass er mir im Jahr 1987 freundlicherweise zur Verfügung gestellt und einem im Neustädter Markt Journal, Heft Nr. 26 im November 1993, ab Seite 6 erschienen Artikel.]

Historische Betrachtung über ein Neustädter Soldatengrab
Hist-54Auf der Neustädter Seite der Eisenbahnstraße wurden die ersten Wohnhäuser im Jahr 1887 errichtet. Beim Bau des Hauses Nr. 57 (heutige Bezeichnung) stieß man damals, von den Zeitungen fast unerwähnt, auf ein altes Soldatengrab. Kurz und knapp stand in der „Leipziger Vorstadt-Zeitung” am 27. August 1887 dazu folgender Artikel:
„Auf dem Solbrigschen Bauplatz, Ecke Eisenbahn- und Hedwigstraße, stieß man gestern gegen Abend beim Abgraben von Sand in einer Tiefe von etwa einem halben Meter auf ein Grab, welches vier Skelette enthielt; außerdem fand sich noch eine Kanonenkugel mittleren Kalibers vor. Ohne Zweifel stammen diese Überreste noch aus den Befreiungskriegen.“
Das erwähnte Grab stammte also aus den Tagen der Völkerschlacht bei Leipzig und bietet die Gelegenheit, zwischen 18.0ktober (180. Jahrestag der Schlacht) und 17. November (Bußtag), einmal über diese Zeit im Leipziger Gebiet nachzudenken. Weiterlesen